Aviator - Aviator
Fragt mich jemand nach den meiner
Meinung nach besten AOR/Melodicrockalben, so nenne ich neben AXE,
STREETS, FORTUNE und einigen weiteren Bands auch immer Aviator. Ihr
erstes und leider einziges, selbstbetiteltes Album von 1986 hat genau
das, was mir bei vielen aktuellen Melodicrock-Truppen abgeht - trotz
der sehr radiotauglichen Melodien dürfen die Gitarristen noch
richtig vom Leder ziehen. Warum die Truppe es trotz Majorlabel (RCA)
und sehr guten Songs nicht geschafft hat, bleibt wohl ein ewiges
Rätsel der Musikgeschichte.
Auch wenn diese Scheibe das Debut von
AVIATOR darstellt, sind die beteiligten Musiker zur Entstehungszeit
bereits alte Hasen und sich teilweise schon vorher des öfteren über
den Weg gelaufen. Basser Steve Vitale hatte sein Debut auf einem
Album von Ellen Shipley. Gitarrist Richie Cerneglia (der als Einziger
noch aktiv zu sein scheint) war ebenfalls auf dieser LP zu hören,
war aber schon vorher bei der HALL & OATES Band, bei NETWORK (die
Alben kann ich auch empfehlen) und den ebenfalls empfehlenswerten
WIGGY BITS. Bei NETWORK haben sich Richie und Drummer Mike
Ricciardella kennengelernt, der auch kurzzeitig bei WIGGY BITS
getrommelt hat. Fehlt nur noch Sänger Ernie White, der den
großartigen Songs der Scheibe noch den letzten Pfiff gibt. Mit
„Frontline“ liefert die Band gleich zu Beginn einen absoluten
Kracher ab. Catchy Riffs und ein Refrain zum Niederknien. Kein
Wunder, dass dieser Track in den 90ern für die Bootleg-Serie „Munich
City Nights“ ausgewählt wurde. Mit „Back on the Street“ wird
partytauglicher Rock abgeliefert, wie er nur in den 80ern entstehen
konnte. „Don't turn away“ ist etwas ruhiger, ein schöner
Rocksong, der etwas an die frühen Sachen von Bryan Adams erinnert.
Ein weiteres Highlight der Scheibe ist „Wrong Place, wrong Time“,
der Refrain frisst sich ins Ohr und ist schwer zu entfernen. Ok, über
den Titel „Never let the Rock stop“ kann man geteilter Meinung
sein, der Song an sich ist aber ein grandioser Midtempo-Stampfer ohne
Schnörkel. Die Riffs von „Come back“ erinnern etwas an den BAD
BOY-Kracher „Cheat on me“. Der Track hat eine gesunde Härte und
macht Spaß, ist nur bei den Gesangsmelodien sehr weichgespült.
Egal! „Magic“ hingegen ist allgemein etwas zu sehr auf „Für
feuchte Höschen sorgen“ getrimmt und fällt gegenüber den anderen
Songs schon ab. Dafür lässt es die Band bei „Can't stop“ wieder
krachen, es wird ordentlich aufs Gaspedal getreten. „Too Young“
ist reinrassiger 80er AOR mit wunderbaren Melodiebögen. Textlich
wollen wir den Mantel des Schweigens über „Every Schoolboy knows“
legen, musikalisch bekommt man aber einen tollen Song mit leichten
Anleihen an frühem 80er Pomp-AOR. „Through the Night“ rundet das
Album, trotz des etwas poppigen Grundtons, wunderbar ab. Auf der
CD-Version sind noch zwei Bonustracks enthalten. Während „Woman in
Love“ im Gegensatz zu den sonstigen Songs etwas mehr dem
reinrassigen Hardrock angehörig ist und richtig Spaß macht „Holding
on“ nochmal „alte“ Aviator-Schule, wenn auch der Gesang etwas
tiefer und rauher rüberkommt. Das Album ist, egal ob auf LP oder CD,
recht günstig zu haben. Ich hatte das Glück damals eine Promo-LP,
mit Band-Foto und Promosheet, zu bekommen.
Rauberer
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